Wie wir Berner*innen wissen: "Muesch zersch chönne losla, dass di chasch la tribe."
Wir sprechen vom Schwimmen in der Aare. Dieser wunderbare Fluss, welcher in seiner prachtvollen Farbe und Frische durch die Stadt Bern fliesst und so manchen Körper und manches Gemüt erhellt und erfrischt. In diesem Satz ist ein wahres Geschenk und eine Metapher fürs Leben verpackt.
Das Vertrauen ins Leben und in sich selbst.
Kürzlich war ich das erste Mal für 3 Tage alleine mit mir unterwegs in den Bergen. Ich wählte eine Region, die nicht von Tourist*innen überlaufen ist, damit das Einkehren in mich selbst und die Natur etwas einfacher gelingen konnte. So war es auch eine Region, welche vielerorts "keinen Empfang" auf dem Handy erlaubte. Die Wanderwege und Region kannte ich nicht gut; ich wusste aber, das Wetter spielt mit. So machte ich mich auf die Socken und erlebte Spannendes im Bezug auf Loslassen, Sich-treiben-lassen, Vertrauen.
Wie es Abend wurde, hielt ich Ausschau nach einem angenehmen Schlafplatz, der eine ruhige Nacht fern von plötzlichem Kuhgeschlabber im Gesicht ermöglichte. Dies erwies sich als keine einfache Aufgabe in diesem Alpweidegebiet. Auch die Sonne würde bald hinter dem Grat untergehen und mich im Schatten lassen. Ich beobachtete mich, wie ich zwischen Fokus auf die Karte auf meinem Handy und meinem inneren Gefühl, meiner Intuition hin- und herschwankte. Der Akku für das Handy war begrenzt, nicht mehr voll und musste für die 3 Tage reichen. Es gab keinen Empfang zum schnellen Ausrechnen irgendwelcher Marschzeiten und googlen irgendwelcher Wanderberichte. Die Aufmerksamkeit auf das Handy, die Karte war fokussiert, ein enger Strahl, mit dem Bedürfnis nach und der Annahme von Sicherheit verbunden. Etwas Konkretes zum Festhalten. Die Aufmerksamkeit auf mein Gefühl, meine Intuition war weit, erforderte die breite Wahrnehmung von meiner Umgebung und ein gewisses Loslassen des Kontrollierbaren und Weitergehendes als mein Verstand und das logische Denken.
Da ich das Gebiet noch nicht kannte und die vermeintlich "sicheren" Varianten der Wanderwege keine guten Optionen aufzeigten, entschloss ich diese Zone zu verlassen und auf meine Intuition zu vertrauen, die jetzt gefragt war. Die zog mich bergaufwärts. Zum Grat. Steil und ab von jeglichen Wegen stieg ich den Berg empor, liess die erste und auch zweite Kuhweide hinter mir und stieg weiter dem Horizont entgegen.
Oben angekommen blitze mir nach dem schattigen Aufstieg die Sonne wieder ins Gesicht. Erleichterung! Der Grat bot zwei bis drei Meter flache Oberfläche, abgezäunt von der Kuhweide der anderen Bergseite. Hier würde ich irgendwo ein Schlafplatz finden.
Dem war so. Geschützt zwischen 5 winzigen Tannen, gesäumt von süssen, wilden Heidelbeeren fand ich ein wohliges Plätzchen unter dem Sternenhimmel. Das Ausbrechen aus meiner vermeintlich sicheren Komfortzone, das Loslassen alles im Griff zu haben und das Vertrauen auf mein Gefühl, ins Leben haben sich auch dieses Mal gelohnt. :)
In welchen Situationen lässt Du Deine Intuition mitreden und verlässt die vorgefertigten Routen, weil dir Dein Gefühl etwas anderes sagt? Nimmst Du Deine Intuition für wahr und schenkst ihr (und somit Dir) Dein Vertrauen? Wo bist Du noch nicht genug sicher mit Dir selbst und hältst Dich bewusst an äussere Sicherheiten, damit alles "gut geht"? Wo darfst Du Dir mehr Vertrauen schenken und mehr loslassen, sodass Du dich treiben lassen kannst und sich das Leben durch Dich entfalten kann?
Einen wunderschönen Spätsommer wünscht euch
Milena Maria
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